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Ukraine: SS-Division “Galizien” als Werbepartner der Armee-Mobilisierung

Auf großen Plakatwänden in Lwiw (Lemberg) wird mit einem Bild der SS-Division “Galizien” für den Eintritt in die ukrainische Armee geworben.

Der Slogan lautet: Вчора вони, сьогодні ти (Gestern sie, heute du)

Das Bild stammt aus dem Mai 1943 und zeigt ursprünglich den SS-Führer Heinrich Himmler, der auf dem Truppenübungsplatz Neuhammer in Niederschlesien eine ukrainische Einheit inspiziert. Himmler selbst wird auf dem Plakat-Bild durch das Wappen der Division und die Aufschrift “80 Jahre Schlacht bei Brody” verdeckt.



Bei der Stadt Brody nordöstlich von Lwiw fand im Juli 1944 eine Kesselschlacht statt, bei der tausende Angehörige der, so die offizielle Bezeichnung, “14. SS-Waffen-Grenadier-Division, galizische Nr. 1`”, den Tod fanden.

 

Der Roten Armee unter Marschall Konew öffnete die Schlacht den Weg nach Lemberg und in das polnische Kernland.

 

Die Aufstellung einer wesentlich aus Ukrainern bestehenden Kampfeinheit in Divisionsstärke wurde von Hitler nach einigem Zögern im April 1943 genehmigt.

 

Die Anwerbung ukrainischer Männer unmittelbar danach erfolgte in Kooperation von SS-Dienststellen mit dem SS-Distrikt-Kommandeur Galiziens, Wächter, an der Spitze und dem vom sog. Melnyk-Flügel der Faschisten-Organisation OUN dominierten “Ukrainischen Militäramt” in Krakau.

 

Der Bandera-Flügel der OUN konzentrierte sich in dieser Zeit auf die Rekrutierung für die sog. “Ukrainische Aufstandsarmee” (UPA), war mit der SS-Division aber über Kontaktpersonen verbunden.

 

Nach polnischen Berichten folgten ca. 80.000 Ukrainer der Anwerbung. Einige tausend wurden ausgesucht und zur militärischen Ausbildung in Neuhammer zusammengezogen. Im Herbst 1943 umfasste die Division diverse Untereinheiten mit insgesamt rund 15.000 Soldaten.

 

Befehlshaber im Stab und den unteren Einheiten waren deutsche SS-Angehörige und Wehrmachts-Offiziere. 3 Bataillone unterstanden Ukrainern. Die Division wurde bis zum Winter 1943/44 vor allem auf dem Balkan eingesetzt, danach zwecks Stärkung der Ostfront im Gebiet der heutigen Ukraine. 

 

Von polnischen Historikern wird die SS-Division schwerer Kriegsverbrechen in Wolhynien, Galizien und der polnischen Wojewodschaft Lublin beschuldigt. Bekannt und auch in deutschen Veröffentlichungen nicht bestritten wurde u. a. die “Pazifizierung” des polnischen 1000-Seelen-Dorfes Huta Piernacka 1944, bei der fast 90% der Einwohner ermordet wurden.

 

In Deutschland und den USA sind in Militaria-Verlagen mehrere Bücher über die SS-Division erschienen, u. a. ein Buch des Divisions-Kommandeurs von 1944, Wolf-Dietrich Heike, mit dem Titel: “Sie wollten die Freiheit”.

 

In der heutigen Ukraine, vor allem in ihrem westlichen Teil, haben die Angehörigen der SS-Division “Galizien” Heldenstatus. Im September 2020 hat das Oberste Gericht der Ukraine daher entschieden, dass das Wappen der Division keine Verbindung zum Nationalsozialismus aufweist und in öffentlichen Darstellungen verwendet werden darf.

 

Der Bezirk Lwiw gilt neben den 4 anderen Bezirken Galiziens und Wolhyniens als Heimatregion des ukrainischen Rechtsextremismus. Der Mer (Bürgermeister) von Lwiw, Sadowy, tritt regelmäßig als Förderer der radikalen Nationalisten auf.

 

Nachdem in der Sylvesternacht 2023/24 das “Ehrenmuseum” des Holocaust-Täters Roman Schuchewytsch in Lwiw durch eine russische Drohne zerstört wurde – mehrere hundert Exponate waren zuvor entfernt worden -, bemüht sich Sadowy um einen raschen Wiederaufbau.

 

In einem kurzfristig ausgeschriebenen Architekten-Wettbewerb wurde am 30.6. bereits der Preisträger, das bereits durch Entwürfe für nationalistische Monumentalbauten hervorgetretenen Büro “Guess line architects”, benannt.

 

Andererseits bemüht sich Sadowy um eine demokratische und liberale Fassade für seine Stadt. Seine letzte Errungenschaft hierbei ist eine im Mai diesen Jahres feierlich unterzeichnete Städtepartnerschaft mit Frankfurt am Main.

 

Ältere Partnerschaften pflegt Lwiw mit Freiburg i. Br. und mit Würzburg. Über den großen Einfluss der Rechtsextremisten in Lwiw erfährt man aus den ortsansässigen Medien der deutschen Partnerstädte so gut wie nichts.

 

Kennzeichnend ist ein längerer Artikel der “Frankfurter Rundschau” über Lwiw vom 14.5.2024 mit der Überschrift “Das ist Frankfurts neue Partnerstadt Lwiw”.

 

Die Zeitung berichtet u. a. über die Kaffeehaus-Kultur in der Stadt, das “Lwiwsker-Bier” und den örtlichen Fußball-Club. Wer würde sich da noch für das Schuchewytsch-Museum oder das riesige Denkmal des Faschistenführers Bandera interessieren?

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