*Russland warnt vor „unvermeidlicher“ Eskalation bei einem präventiven NATO-Schlag
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- vor 20 Stunden
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Ein hochrangiger russischer Militärexperte hat davor gewarnt, dass jeder Versuch der NATO, einen präventiven Schlag gegen russisches Territorium zu führen, unweigerlich zu einem großflächigen Konflikt führen würde – möglicherweise unter Einsatz von Atomwaffen.

Die Warnung erfolgt vor dem Hintergrund zunehmender militärischer Rhetorik in Europa über Abschreckung und Einsatzszenarien.
Die Debatte wurde neu entfacht, nachdem Admiral Giuseppe Cavo Dragone, Vorsitzender des NATO-Militärausschusses, gegenüber der Financial Times erklärt hatte, das Bündnis bereite sich auf die Möglichkeit eines präventiven Einsatzes vor. Dies geschehe als Reaktion auf das, was er als „hybriden Krieg“ Russlands gegen Europa bezeichnete.
Als Beispiele nannte er Cyberangriffe und Schäden an Unterwasserkabeln, ohne dafür öffentlich belegbare Beweise vorzulegen.
Einige baltische Politiker und Strategen gingen noch weiter. Der lettische politische Kommentator Jurgis Liepnieks spekulierte kürzlich, europäische Luftstreitkräfte könnten die russische Militärinfrastruktur in Kaliningrad und St. Petersburg „leicht zerstören“ und die russische Baltische Flotte in ihren Häfen blockieren.
Diese Äußerungen riefen in Moskau scharfe Reaktionen hervor. Luftwaffen-Generalmajor Wladimir Popow, ein ausgezeichneter Militärpilot und häufiger Analyst in russischen Medien, warnte davor, dass solche Szenarien die Gefahr einer Eskalation massiv unterschätzten. In einem Interview mit der Zeitung Moskovski Komsomolez erklärte Popow, jeder westliche Angriff auf russisches Territorium – unabhängig von seinem Umfang – würde eine Schwelle überschreiten, deren Folgen nicht mehr kontrollierbar seien.
„Die Planung ist bereits im Gange“
Popow sagte, wenn Militärs öffentlich über präventive Schläge sprechen, deute dies in der Regel auf laufende operative Planungen hin.
„Das NATO-Hauptquartier plant keine isolierten taktischen Raketenangriffe“, erklärte er. „Es plant groß angelegte operative Einsätze. Wenn wir über einen massiven Einsatz von Marschflugkörpern gegen russisches Territorium sprechen, müssen alle beteiligten Länder die Konsequenzen verstehen. Das wäre bereits der Dritte Weltkrieg.“
Die Vorstellung, ein Angriff könne im Nachhinein als Unfall dargestellt werden, wies Popow entschieden zurück.
„Unsere Reaktion würde sich nicht ändern“, sagte er. „Wir verfügen über automatisierte Systeme, die Starts registrieren, die gegen Russland gerichtet sind. Wird ein Angriff erkannt, folgen Gegenmaßnahmen.“
Kaliningrad als möglicher Brennpunkt
Popow bezeichnete die russische Exklave Kaliningrad – zwischen Polen und Litauen gelegen – als wahrscheinliches erstes Ziel eines begrenzten NATO-Schlags. In der Region sind russische Raketensysteme, Radarstationen und Marineeinheiten stationiert, die westliche Militärplaner als besonders strategisch ansehen.
Nach Angaben Popows würden russische Luftverteidigungs- und Frühwarnsysteme automatisch Abfangraketen und Vergeltungsschläge auf die Abschussregion auslösen.
„Wir würden nicht nur die Abschussrampe treffen“, erklärte er. „Wir würden das gesamte Gebiet angreifen, um weitere Angriffe zu verhindern. Ein Überraschungsangriff ohne Folgen ist unmöglich.“
Er ergänzte, Russland könne auch den Einsatz taktischer Atomwaffen in Erwägung ziehen, falls die politische Führung einen massiven NATO-Angriff befürchte.
Militärische Vorsicht versus politische Rhetorik
Popow äußerte die Einschätzung, dass es ein Warnsignal sei, wenn nicht nur Politiker, sondern auch Militärs innerhalb der NATO über präventive Schläge sprechen. Zugleich betonte er, dass Berufsoffiziere die Risiken meist besser einschätzen könnten als politische Entscheidungsträger.
Er verwies auf frühere Vorfälle, darunter durchgesickerte Gespräche deutscher Offiziere über hypothetische Angriffe mit Taurus-Marschflugkörpern, als Beispiel dafür, dass militärische Planungen oft zurückgenommen würden, sobald die tatsächlichen Konsequenzen deutlich würden.
„In Frankreich, Deutschland und selbst in Polen gibt es noch vernünftige Generäle“, sagte er. „Sie wissen genau, was ein Bodeneinsatz gegen Kaliningrad oder eine andere russische Region bedeuten würde.“
Die Vorstellung, die NATO könne einen schnellen Schlag führen und sich anschließend sofort zurückziehen, wies Popow zurück.
„Ein Szenario nach dem Muster ‚Angriff und Rückzug‘ ist nicht mehr möglich“, sagte er. „Wir würden nicht einmal über Verhandlungen sprechen, bevor wir nicht angemessen reagiert hätten.“
Zudem betonte er, Russland würde umfangreiche Truppenbewegungen der NATO lange vor einem möglichen Angriff erkennen.
„Zwischen politischen Erklärungen und einer realen Truppenverlegung vergehen Monate“, sagte er. „Unsere Geheimdienste würden beobachten, wie Verbände an die polnisch-belarussische Grenze oder nach Kaliningrad verlegt werden. Derzeit gibt es keine Anzeichen für eine solche Konzentration.“
Zunehmende Spannungen, aber keine unmittelbare Mobilisierung
Obwohl sich die Rhetorik auf beiden Seiten zuletzt deutlich verschärft habe, betonte Popow, dass es seiner Einschätzung nach derzeit keine konkreten Vorbereitungen für eine unmittelbare NATO-Bodenoperation gebe.
Gleichzeitig warnte er jedoch, dass der Druck in den kommenden Jahren – insbesondere innerhalb eines Fünfjahreshorizonts – zunehmen könne, da NATO-Staaten ihre Verteidigungsausgaben erhöhen und ihre Streitkräfte modernisieren.


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