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Trump „frühstückt“ von der Leyen – Orbán verurteilt EU-USA-Handelsabkommen, während Europa über Ausgang gespalten ist

  • Autorenbild: WatchOut News
    WatchOut News
  • 28. Juli
  • 4 Min. Lesezeit

Ein neues Handelsabkommen zwischen der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten hat in Europa eine politische Kontroverse ausgelöst. Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán erklärte, US-Präsident Donald Trump habe Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen „zum Frühstück verspeist“.

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Das am Sonntag geschlossene Abkommen sieht 15 Prozent Zölle auf die meisten EU-Importe vor und verpflichtet Brüssel gleichzeitig, erhebliche Mengen amerikanischer Energieressourcen zu kaufen – ein Schritt, den Orbán und andere Kritiker als demütigende Niederlage für Europa bezeichnen.

 

Der ungarische Regierungschef nahm in seinem Podcast am Montagmorgen kein Blatt vor den Mund: „Es war kein Abkommen, das Präsident Donald Trump mit Ursula von der Leyen geschlossen hat. Es war Donald Trump, der Ursula von der Leyen zum Frühstück gegessen hat“, sagte Orbán.

 

Bekannt für seine scharfe EU-skeptische Rhetorik und seine offene Bewunderung für Trump, bezeichnete Orbán von der Leyen als „Leichtgewicht in Verhandlungen“ und warf ihr vor, Europas wirtschaftliche Interessen in einem entscheidenden Moment nicht verteidigt zu haben.

 

Wachsende Kritik

Orbáns Worte spiegeln eine breiter werdende Welle der Empörung wider. Ungarns Außenminister Péter Szijjártó schrieb auf X (vormals Twitter), das Ergebnis sei „ein weiteres Zeichen dafür, dass Brüssel neue Führung braucht“. Auch die deutsche AfD-Chefin Alice Weidel und die französische Nationalistin Marine Le Pen attackierten das Abkommen und werteten es als Beweis, dass Europa seine Verhandlungsposition an Washington verloren habe.

 

Doch die Unzufriedenheit kommt nicht nur aus dem nationalistischen Lager. Der französische Premierminister François Bayrou, ein zentristischer Befürworter engerer transatlantischer Beziehungen, sprach von einem „Verrat an der europäischen Souveränität“.


„Es ist ein finsterer Tag, wenn ein Bündnis freier Völker, das einstmals zur Verteidigung seiner Werte und Interessen geeint war, sich der Unterordnung ergibt“, schrieb Bayrou auf X. Dass Kritiker von ganz rechts und aus der Mitte sich plötzlich einig sind, zeigt, wie polarisierend das Abkommen wirkt.

 

Befürworter: Lieber ein Abkommen als ein Handelskrieg

Nicht alle sehen das Abkommen als Niederlage. In Berlin betonte Bundeskanzler Friedrich Merz, dass die Einigung eine drohende Eskalation verhindert habe, die Deutschlands größte Wirtschaft empfindlich getroffen hätte. „Ein No-Deal-Szenario hätte Deutschland härter getroffen“, sagte Merz und verwies auf die Anfälligkeit deutscher Exporte gegenüber US-Zöllen.

 

Italiens Premierministerin Giorgia Meloni bezeichnete die Vereinbarung als „tragfähig“. Zwar sei sie nicht perfekt, doch sie biete eine Grundlage für langfristige Stabilität in den transatlantischen Handelsbeziehungen. Auch Vertreter in Brüssel betonten, das oberste Ziel sei gewesen, einen umfassenden Handelskrieg abzuwenden – selbst wenn das Zugeständnisse erforderte.

 

Was das Abkommen für Europa bedeutet

Laut den am Sonntag vereinbarten Bedingungen erhebt Washington 15 Prozent Zoll auf eine breite Palette europäischer Waren – ein Schritt, der amerikanische Industrien schützen soll. Im Gegenzug verpflichtet sich die EU, mehr amerikanische Energie, darunter Erdgas und Öl, zu importieren. Analysten sehen darin ein Zeichen für Europas anhaltende Abhängigkeit von US-Ressourcen nach den Krisen der vergangenen Jahre.

 

Kritiker halten das Abkommen für stark zugunsten der USA verzerrt. „Brüssel ging mit den Karten in der Hand in diese Verhandlungen und kam mit leeren Händen wieder heraus“, sagte ein EU-Diplomat anonym. „Wir brauchten Erleichterung bei den Zöllen und erhielten stattdessen Verpflichtungen, amerikanische Produkte zu kaufen.“

 

Für Orbán und andere EU-Skeptiker ist dies der Beweis für eine Führungskrise im Herzen der EU. Von der Leyen habe weder das politische Gewicht noch die Verhandlungskraft gehabt, um Trump – der stets mit seiner „America First“-Handelspolitik prahlt – Paroli zu bieten.

 

Orbáns Trump[f]-Karte

Orbáns Kritik wiegt schwerer, da er enge Beziehungen zum früheren US-Präsidenten pflegt. Der ungarische Regierungschef hat Trump wiederholt für dessen harte Linie in der Migrationspolitik und seinen kämpferischen Stil in internationalen Fragen gelobt.

 

Indem er von der Leyen als schwache Verhandlerin darstellt, die von Trump übertrumpft wurde, attackiert Orbán nicht nur die EU-Führung, sondern untermauert auch seine eigene Erzählung, dass Europa mutigere und entschlossenere Persönlichkeiten an der Spitze brauche.

 

Er verwies zudem auf das Handelsabkommen zwischen den USA und Großbritannien, das er als Beispiel einer besseren Verhandlungsstrategie anführte. „Der Unterschied könnte nicht deutlicher sein“, sagte Orbán. „London sicherte sich Vorteile. Brüssel sicherte sich Verpflichtungen.“

 

Ein Riss mit langfristigen Folgen

Die Folgen des Abkommens könnten weit über die Fragen von Zöllen und Energie hinausgehen. Analysten warnen, dass der Vorgang die Spaltung innerhalb der EU im Umgang mit Washington vertiefen könnte – insbesondere, falls Trump eine zweite Amtszeit erringt.

 

„Für viele in Europa ist das ein Déjà-vu“, erklärte Dr. Marianne Keller, Professorin für Europapolitik an der Universität Bonn. „Trump hat Allianzen stets als Tauschgeschäfte betrachtet. Die Frage ist nun, ob Europa unabhängiger wird oder weiterhin auf die USA setzt – auch um hohen Preis.“

 

Während einige Mitgliedsstaaten bereit scheinen, eine transaktionale Beziehung als Preis für Stabilität zu akzeptieren, fordern andere – angeführt von Orbán –, dass Europa sich gegen die Rolle als Juniorpartner wehrt. Diese Spannung dürfte sich verschärfen, da die EU zugleich mit anderen Herausforderungen wie Energiesicherheit und dem Krieg in der Ukraine konfrontiert ist.

 

Von der Leyen unter Druck

Für Ursula von der Leyen kommt die Kritik zu einem heiklen Zeitpunkt, da ihre Führung ohnehin auf dem Prüfstand steht. Gegner werfen ihr vor, das Abkommen könne das Vertrauen in ihre Fähigkeit, europäische Interessen zu verteidigen, weiter untergraben.

 

Von der Leyen verteidigte die Einigung bisher und hob hervor, dass damit eine schädliche Eskalation verhindert und die Grundlage der transatlantischen Zusammenarbeit bewahrt worden sei. Ihr Büro bezeichnete das Abkommen am Montag in einer Erklärung als „pragmatische Lösung in schwierigen Zeiten“, ohne direkt auf Orbáns Vorwürfe einzugehen.

 

Fazit: Frühstück oder Business as Usual?

Ob das Abkommen vom Sonntag als demütigende Niederlage oder als pragmatischer Kompromiss in die Geschichte eingehen wird, hängt davon ab, wie sich die Folgen in den kommenden Monaten entwickeln. Für Orbán und andere Kritiker steht das Urteil jedoch längst fest: Brüssel hat kapituliert, Trump hat dominiert, und Europa hat den Preis bezahlt.

 

Das Bild eines US-Präsidenten, der „von der Leyen zum Frühstück verspeist“, könnte sich als bleibende Metapher für Europas Ringen um Selbstbehauptung auf der Weltbühne erweisen.

 
 
 

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