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Schwere Vorwürfe gegen die AKP-Regierung - Zahl der Todesopfer könnte auf 280.000 steigen

Aktualisiert: 20. Sept. 2023

Nach der Erdbebenkatastrophe in der Türkei mehrt sich die Kritik an der AKP-Regierung.

Die türkische Architektenkammer sieht Gier und Versäumnisse von Verantwortlichen.

Immer mehr Details über die Hintergründe des Erdbebens in der Türkei kommen zum Vorschein. So soll es viele Versäumnisse der AKP-Regierung gegeben haben. Zu dieser Einschätzung kam eine Delegation der türkischen Architektenkammer (Mimarlar Odası), die die Katastrophenregion besucht hat.

Die Fachleute waren in den Provinzen Adana, Osmaniye, Antakya, Gaziantep, Adıyaman, Malatya und Kahramanmaraş unterwegs.

Die Experten widersprechen der Behauptung der AKP-Regierung, bei den eingestürzten Gebäuden handele es sich um Bauten, die vor 1999 gebaut seien. Also vor der Machtübernahme der Partei von Präsident Recep Tayyip Erdogan.

„Die Aussagen des Präsidenten, 98 Prozent der eingestürzten Bauten seien vor 1991 gebaut worden, sind nicht wahr. Die Wohngebiete wurden falsch ausgesucht. Es wurden Gebiete ausgesucht, deren Grund flüssig ist, es wurden Moorgebiete ausgesucht“, sagte Tezcan Karakuş Candan von der Architektenkammer Ankara bei einer Pressekonferenz am Freitag.

Die Expertin kritisiert auch die Pläne der Regierung, binnen eines Jahres die Städte wieder aufzubauen. „Hier kann man nicht innerhalb eines Jahres wieder Bauten hochziehen“, so Candan. Solche Pläne müssten alle aufgehoben werden. „Die neuen Pläne müssen auf wissenschaftlicher Basis ausgearbeitet werden.“

Die Architektenkammer Ankara hatte zuvor in einer Mitteilung davor gewarnt, dass nicht sofort mit den Aufräumarbeiten begonnen werden dürfe.

„Damit die notwendigen Ermittlungen eingeleitet werden können, müssen von jedem Gebäude Proben entnommen werden und Beweise gesichert werden“. Die Aufräumarbeiten dürften nicht zur Vernichtung von Beweismitteln führen.

Katastrophe wurde schon 2018 niedergeschrieben

In einem Artikel für die Online-Plattform Kisadalga kritisiert Candan als eine der Hauptursachen für die hohe Zahl der Opfer die Gier. Das Missachten von Gesetzen und ethische Unrechtmäßigkeiten haben zum Zusammenbruch des gesellschaftlichen Bodens geführt.


„Alle Orte, die wir besuchten, haben die Menschen die Interessens-Beziehungen von Abgeordneten, Ministern, Politikern, Gemeinderatsmitgliedern, Unternehmern und Fachleuten kritisiert. Die Gesellschaft weiß alles, ist wütend, vertraut nicht mehr denjenigen, von denen sie regiert wird und sucht Hilfe,“ so Candan.

Unterdessen wird die Kritik an dem sogenannten „Baufrieden“ immer lauter. Damit seien Gebäude, die gegen das Baurecht verstoßen, nachträglich genehmigt worden. Schon in ihrem Wahlprogram 2018 habe die Regierungspartei AKP angekündigt, dass illegale Bauten genehmigt würden. „Die Katastrophe wurde schon 2018 niedergeschrieben“, sagt der Abgeordnete Ali Mahir Basarir (CHP).

Erste Bauunternehmer festgenommen - keine Verhaftungen in Behörden

Auch die pro-kurdische HDP beschuldigt die Erdogan-Regierung wegen der maroden Bauten in der Erdbebenregion. „Viele Bauunternehmer sind Schuld. Eigentlich sind diejenigen, die sie nicht kontrollieren, Schmiergeld annehmen, ein Auge zudrücken und diejenigen, die den Baufrieden gebracht haben, schuldig“, teilt der Abgeordnete und Menschenrechtsaktivist Ömer Faruk Gergerlioglu (HDP) in einem Video auf Twitter mit.

Die ersten Bauunternehmer wurden bereits verhaftet. Verhaftungen von Mitarbeitern der Bauaufsichtsbehörden hat es jedoch nicht gegeben. Auch ist bislang noch kein Minister oder Funktionär der AKP-Regierung zurückgetreten.

Das Ausmaß der Katastrophe ist noch nicht ganz klar. Während die umstrittene staatliche Katastrophenschutzbehörde AFAD die Anzahl der beim Erdbeben Umgekommen auf über 41.000 angibt, geht die Opposition von einem Vielfachen dessen aus.

Der Oppositions-Abgeordnete Servet Ünsal (CHP) erklärte im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau von IPPEN.MEDIA, dass es durch das Erdbeben bis zu 280.000 Tote gegeben haben könnte.

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