Rentner sollen soziales Pflichtjahr leisten: „Gewisse Bringschuld“
- WatchOut News

- 22. Juli
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Ein Soziologe schlägt ein Pflichtjahr für Rentner vor. Diese Maßnahme könnte die Lasten zwischen den Generationen gerechter verteilen, denkt er.

Berlin – Der deutsche Soziologe Klaus Hurrelmann fordert eine gerechtere Verteilung der Lasten zwischen den Generationen. In einem Gespräch mit dem Spiegel schlägt er vor, ein Pflichtjahr „am Ende des Arbeitslebens“ einzuführen.
Dies solle besonders dann gelten, wenn die Wehrpflicht wieder eingeführt wird. „Von den Jungen zu erwarten, dass sie im Ernstfall allein das Land verteidigen, ist nicht gerecht.“
Viele genießen in der Rente nur noch Freizeit
Hurrelmann kritisiert, dass viele Rentner und Rentnerinnen nach ihrer beruflichen Laufbahn nur noch ein Leben in Freizeit führen möchten. „Mit 65 – oder oft genug schon mit 63 – sind die Leute plötzlich nur noch Privat- und Urlaubsmenschen. Was ist denn das für ein Konzept?“
Auch mit 81 Jahren empfinde er eine „gewisse Bringschuld“, da er sein Leben lang als Wissenschaftler tätig war und sein Einkommen größtenteils aus Steuergeldern stammte. Solange es ihm möglich ist, möchte er der Gesellschaft etwas zurückgeben, sagt er.
Besonders während der Corona-Pandemie, als junge Menschen zuletzt Zugang zur Impfung erhielten, habe er eine starke Solidarität von der jungen Generation wahrgenommen.
Auch heute tragen die Jüngeren das Rentensystem, was angesichts des demografischen Wandels eine enorme Last darstelle, ohne Gewissheit, ob sie selbst davon profitieren werden.
„Sie müssen auch diese immensen Schuldenberge abtragen, die wir ihnen gerade aufbürden. Wir müssen aufpassen, dass wir gesellschaftlich nicht in eine Schieflage geraten. Die Jungen leisten viel – auch wenn die Alten gern auf sie schimpfen.“
Ein Pflichtjahr beim Renteneintritt könnte laut dem Soziologen das Solidaritätsgefühl zwischen den Generationen stärken. „Wir sollten darüber diskutieren, wie gesellschaftliche Aufgaben wie die Stärkung der Verteidigungsfähigkeit von allen Generationen getragen werden können.“
In der heutigen Zeit, in der die Welt ins Wanken gerät, müsse man die Jüngeren unterstützen: „Jung sein ist heute sehr anstrengend“.
Keine neue Idee – Mehrheit der Deutschen ist dafür
Die Idee ist nicht neu. Bereits vor einem Jahr schlug die CDU-Politikerin Kristina Schröder vor, Ältere zu einem sozialen Pflichtjahr zu bewegen.
Die ältere Generation bürde der jüngeren vor allem in letzter Zeit viel auf, so Schröder in einem Gastbeitrag in der Welt. „Wir haben ihnen für über zwei Jahre fast alles genommen, was unbeschwerte und prägende Jugend ausmacht, das meiste davon unwiederbringlich.“ Daher sollte es möglich sein, dass auch Rentner und Rentnerinnen etwas opfern.
Im Jahr 2022, als über ein soziales Pflichtjahr für alle Altersgruppen diskutiert wurde, führte die Bertelsmann-Stiftung eine Umfrage durch, um die Zustimmung zu ermitteln. Dabei zeigte sich, dass 64 Prozent der Befragten eine solche Idee unterstützen würden.
Mehr Austausch zwischen den Generationen
Der Bundesfreiwilligendienst sieht viele Vorteile in einem Pflichtjahr für Senioren und Seniorinnen. Ältere Menschen verfügen über einen reichen Erfahrungsschatz, den sie in einem Freiwilligendienst einbringen und mit jüngeren Freiwilligen, die beispielsweise ein FSJ nach der Schule absolvieren, teilen könnten. „Ein Pflichtjahr könnte dazu beitragen, dass ältere Menschen sich stärker für die Herausforderungen der Gesellschaft verantwortlich fühlen“, so das Portal des Bundesfreiwilligendienstes.
Gegen die Idee spricht jedoch die Vorstellung eines „Zwangs“, der ethische Probleme aufwerfen würde. Zudem: „Die Umsetzung eines solchen Pflichtjahrs wäre organisatorisch komplex. Es müsste klare Regeln und Strukturen geben, um sicherzustellen, dass die Teilnahme fair und effektiv ist. Zudem könnte es zu Konflikten mit bestehenden beruflichen oder familiären Verpflichtungen kommen.“


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