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Ist Eis essen in Deutschland in der Öffentlichkeit obszön? Keine Fake News

Aktualisiert: 21. Sept. 2023

Sommerzeit ist Eiszeit. Und das seit vielen Jahrzehnten.

Wer genießt es nicht, an einem heißen Sommertag genüsslich an einem Eis zu schlecken? Natürlich – auch – in der Öffentlichkeit. Und – ganz selbstverständlich – auch als Frau.

Doch nun, im einundzwanzigsten Jahrhundert in Deutschland, entbrennt doch allen Ernstes eine Debatte darüber, ob Eis schleckende Frauen obszön und anstößig sein könnten.

Da sollte man sich doch ernsthaft die Frage stellen: Sind tatsächlich Eis schleckende Frauen das Problem oder eher Männer, die in die alltäglichsten und banalsten Dinge unseres Lebens sexualisierte Handlungen hineininterpretieren und diese – natürlich insbesondere bei Frauen – offenbar am liebsten „verbannen“ wollten?

Es klingt wie eine Satire, aber es ist leider ernst gemeint: Auf dem Online-Portal der „Süddeutschen Zeitung“ schreibt Kolumnist Mohamad Alkhalaf von einem Moment, als er mit seinem Freund Ibrahim in München auf einer Parkbank Platz nahm. Dabei beobachteten sie vor einer Eisdiele, wie Frauen Eis aus der Waffel schleckten.

Die alltägliche und harmlose Szene führte bei Ibrahim zu großer Unruhe. Denn eine Frau, die öffentlich, in seiner Sichtweite an einer Kugel Eis leckt sei in seiner Heimat Syrien unüblich, gar obszön.

Später zieht der Autor noch weitere Vergleiche wie beispielsweise das Essen einer Banane oder einer Karotte. Man würde dabei an anzügliche und intime Momente erinnert, die nicht in die Öffentlichkeit gehören würden.

Wie passt so ein Gedankengut in ein liberales und freiheitliches Land wie Deutschland?

Eine Frau, die sich selbst als Feministin bezeichnet, legt den Finger in die Wunde, schreibt in den sozialen Medien an den Autoren gerichtet: „Ich spreche Männern die Fähigkeit zu, sich zu kultivieren und wie zivilisierte Menschen zu verhalten.

Wer jede Handlung von Frauen in Bezug auf Sex interpretiert, ist meiner Meinung nach unzivilisiert und sollte an sich arbeiten.“.

Nicht diejenigen, die etwas essen, sind demzufolge das „Schmuddelkind“, sondern diejenigen, in deren Kopf sich aus harmloser Nahrungsaufnahme ein aus ihrer Sicht „obszönes Bild“ ergibt.

Die gute Nachricht: Niemand ist hierzulande dazu gezwungen, andere bei ihrem Tun zu beobachten. „Sittenwächter“ gibt und braucht es in Deutschland nicht. Und wer sich nicht wohlfühlt, dem steht es frei, sich jederzeit woanders hin zu begeben, wo er sich nicht „belästigt“ fühlt.

Die übrigen werden auch weiterhin wie gewohnt den Sommer sowie Eis, Bananen, Bratwürste oder was auch immer genießen. Denn all diese Dinge gehören, ebenso wie selbständige, fröhliche und ihr Leben – wie es ihnen gefällt (!) – genießende Frauen, zu unserem Land unumstößlich dazu!

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