In den deutschen Medien wird in diesen Tagen wieder mit neuem Elan Hass auf das russische Volk geschürt.
Ein Beispiel lieferte das ZDF am Sonntag. Den Unfug, der da von einer selbst ernannten "Russlandexpertin" verbreitet wurde, kann man nicht unkommentiert lassen.
In den deutschen Mainstream-Medien häuft sich derzeit Hasspropaganda gegen Russland und Russen. Ein Beispiel lieferte am Sonntag das heute-journal im Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF), indem es das seinerzeit auch von Goebbels geliebte Thema angeblicher Massenvergewaltigungen durch russische Soldaten wieder aufwärmte.
Der Block bestand aus zwei Teilen: einer Reportage und der Zuschaltung einer "Russland-Expertin". Die Reportage enthielt von der unbewiesenen Wiedergabe ukrainischer Kriegspropaganda abgesehen ein Interview mit einer Zeugin, die behauptete, in einem "Foltergefängnis" in Donezk sexualisierte Gewalt erlebt zu haben. Ob der Einzelfall wahr oder unwahr ist, wird man ohne Beweisaufnahme und Gerichtsverhandlung nicht klären.
Vergewaltigungen gibt es, leider, immer und überall: Es gibt sie in Deutschland, es gibt sie in der Ukraine, es gibt sie in Russland. In Friedens- und in Kriegszeiten. Täter gibt es in allen Völkern, Opfer ebenso. Ein Übel, gegen das man kämpfen muss, das im ZDF aber erkennbar zur Stiftung von Hass missbraucht wird, als Waffe antirussischer Kriegspropaganda.
Der Fall selbst hat schon nach der Aussage der Interviewten nichts mit der seit Februar 2022 laufenden militärischen Intervention Russlands im vormals innerukrainischen Bürgerkrieg zu tun: Drei Jahre und dreizehn Tage habe Ljudmilla Husseinova im Gefängnis in Donezk verbracht, sagt die Hintergrundstimme, und so lange läuft die aktuelle Kriegsrunde noch nicht. Es sieht auch nicht so aus, als sei sie soeben freigekommen.
Im ukrainischen Internet findet sich eine Spur: Eine Reportage des in Kiew extra für die Berieselung der Krim und des Donbass geschaffenen Propagandakanals Dim (Haus) vom 18. Februar 2022, sechs Tage vor Kriegsbeginn.
Dort heißt es, dass Husseinova bereits das dritte Jahr in Haft ist. Genannt wird auch das konkrete Datum der Verhaftung: 16. Oktober 2019, wobei ausdrücklich betont wird, die örtliche Verwaltung von Nowoasowsk sei bei ihr in der Wohnung erschienen.
Wenn sie heute im Interview Wert drauf legt, dass es "Russen" waren, die sie verhafteten, kann man nur rätseln, ob sie bewusst lügt oder die ethnische Zugehörigkeit der Einwohner des Donbass meint.
Im vermeintlichen "Foltergefängnis", das das ZDF zeigt, habe sie laut Dim 40 Tage und nicht, wie es jetzt dargestellt wird, die gesamten drei Jahre verbracht, danach sei sie in ein Untersuchungsgefängnis in Donezk überführt worden. Der Vorwurf: Spionage. Der deutsche Zuschauer erfährt davon nichts.
Wenn der russische Staat, der je nach Rechtsauffassung ab Februar 2022 oder ab dem Beitritt der Volksrepublik zur Russischen Föderation im Herbst desselben Jahres die unmittelbare Verantwortung für die Zustände vor Ort trägt, überhaupt etwas mit dem Schicksal dieser konkreten Frau zu tun hat, dann mit ihrer Freilassung. Vorausgesetzt, die Geschichte stimmt überhaupt.
Von Vergewaltigung war in dem Bericht von Dim nämlich keine Rede, beklagt wurde "schwere Folter". Obwohl dieselbe Denissowa dem Sender den Fall berichtet hatte, die im Herbst 2022 ihr Amt als ukrainische Menschenrechtsbeauftragte wegen selbst für die ukrainische Kriegspropaganda zu viel ungesunder Phantasie beim Erfinden "russischer Vergewaltigungen" räumen musste.
Zurück zur Reportage des ZDF: Nach dem Kurzinterview mit Husseinova wird über eine Hilfsorganisation berichtet, die versuche, Vergewaltigungsfälle zu dokumentieren. Zahlen werden nicht genannt, es bleibt bei Allgemeinplätzen. Wir werden später in diesem Artikel darauf eingehen, warum. Garniert wird das Ganze mit finnischer Belletristik, im wahrsten Sinne des Wortes.
Gegen diesen drei Minuten langen Beitrag hätte man auch kaum etwas einzuwenden, würde das ZDF ebenso über die andere Seite berichten: über die zahlreich dokumentierten Fälle von Vergewaltigungen, Folter und Gewalt gegen Zivilisten und Kriegsgefangene, die vom ukrainischen Militär begangen werden.
Oder über die erst kürzlich erfolgte vorzeitige Freilassung der durch ukrainische Gerichte verurteilten Vergewaltiger und Folterer des ukrainisch-nationalistischen Tornado-Bataillons, das 2014 und 2015 im Donbass wütete.
Das eigentliche Propagandastück an diesem Sonntagabend im ZDF ist die "Expertenzuschaltung".
Was auch immer die Politikwissenschaftlerin Sabine Fischer dazu berechtigt, sich "Russlandexpertin" zu nennen, das von ihr dieses Mal Geäußerte hat so wenig mit der russischen Realität zu tun und verfehlt die Anforderungen an wissenschaftliche Expertise so massiv, dass man es nicht unkommentiert lassen kann.
Den propagandistischen Leitsatz, der sich in den Köpfen der Zuschauer festsetzen soll, liefert Moderatorin Marietta Slomka gleich zum Einstieg:
"Man muss das, glaube ich, so ganz klar sagen: Diese Vergewaltigungen, das ist nicht etwas, was so im Zuge von Kriegsverrohung einfach passiert, sondern das ist etwas, was systematisch eingesetzt wird, als Waffe."
Darauf antwortet die "Russlandexpertin":
"Ja, Vergewaltigung, sexualisierte Gewalt wird in Kriegen systematisch eingesetzt. So eben auch in diesem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine."
Die Frage, die jeder redliche Journalist jetzt stellen würde (nicht Slomkas Fall, sie hat die gewünschte Antwort ja schon suggestiv vorgegeben), wäre die nach konkreten Zahlen. Um beurteilen zu können, ob etwas Systemcharakter hat, ob es gar befohlen ist, ob es ein Massenphänomen ist, muss man die Zahlen kennen, oder?
Niemand stellt sie, diese offensichtliche Frage, und die "Expertin" rückt die Fakten auch nicht selbst raus, obwohl sie als Wissenschaftlerin, die ab und zu sicher Gutachten schreibt, wissen müsste: erst die Tatsachen, dann die Schlussfolgerungen.
Wie schon angedeutet, hat es auch einen Grund, warum Fallzahlen weder genannt werden noch jemand nach ihnen fragt. Holen wir sie uns einfach aus dem ukrainischen Internet, um gar nicht in den Verdacht zu kommen, auf russische Propaganda hereingefallen zu sein.
Das erste, das die Google-Suche nach "Opfern sexueller Gewalt in der Ukraine" ergibt, ist ein zum Recherchezeitpunkt am 2. Dezember 2024 sieben Tage alter Bericht der Kyiv Post mit dem Titel: "UNO berichtet von 376 Fällen sexueller Gewalt im Krieg".
376 Fälle in fast drei Jahren Krieg, wobei eine Dokumentation durch die UNO noch lange nicht bedeutet, dass der Fall sich tatsächlich so ereignet hat wie behauptet. Mitarbeiter der UNO in der Ukraine nehmen die Aussagen angeblicher Opfer oder Zeugenaussagen auf, die von Fällen berichten. Lange nicht alles ist dabei selbst erlebt.
Diese Aussagen werden lediglich einer oberflächlichen Plausibilitätsprüfung unterzogen, eine vollständige Beweisaufnahme erfolgt naturgemäß nicht. Nicht jeder Fall sexualisierter Gewalt ist zudem eine Vergewaltigung.
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