Zur „Deeskalation“ ist es Zugbegleitern der Süd-Thüringen-Bahn künftig freigestellt, die Tickets von Ausländern zu kontrollieren. Die Strecke wird intern bereits als „Bürgerkriegsgebiet“ bezeichnet. Kurse im Asylheim sollen helfen.
Die Süd-Thüringen-Bahn hat es ihren Zugbegleitern freigestellt, die Fahrscheine ausländischer Fahrgäste zu kontrollieren. „In schwierigen Situationen können unsere Mitarbeiter zur Deeskalation selbst entscheiden, wie sie vorgehen“, teilte eine Bahnsprecherin der Thüringer Allgemeinen mit.
Hintergrund ist ein Leserbrief eines Ehepaares an das Blatt. Demnach habe eine Zugbegleiterin nur die Fahrkarten deutscher Reisender kontrolliert.
Die Schilderung des Ehepaares wies die Bahnsprecherin von sich. Vielmehr sei die Zugbegleiterin schon mehrfach durch den Zug gelaufen. Die Fahrkarten der Ausländer seien demnach vermutlich bereits kontrolliert worden, als das Ehepaar dazu stieg.
Jedoch stehe es den Zugbeleitern auch frei, zur „Deeskalation“ Fahrkarten nicht zu kontrollieren.
Betriebsrat warnt vor „Personen mit Migrationshintergrund“
Jüngst hatte die Süd-Thüringen-Bahn Schlagzeilen mit einem Brandbrief des Betriebsrats an Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linkspartei) gemacht. Darin wird extreme Gewalttätigkeit der Fahrgäste in den Zügen beklagt. Die Mitarbeiter fühlten sich von der Politik im Stich gelassen.
In dem Schreiben heißt es, dass es sich bei den Tätern um „Personen mit Migrationshintergrund“ handele, die vorwiegend aus der Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in Suhl kommen.
Der Betriebsrat bittet in dem Brief um Entschuldigung, dass er sich nicht der „modernen ‚politischen Korrektheit‘ entsprechend“ ausdrücke. Obwohl man wisse, dass es „allzu oft und und vor allem schon reflexartig passieren kann, in eine bestimmte politische Ecke gedrängt und als `ausländerfeindlich‘ oder gar rechtsextrem abgestempelt zu werden“, müsse man „Klartext“ reden.
"...Zum Abschluss scheint uns Folgendes absolut erwähnungswert. Die Landes- und Bundespolitik spricht immer wieder von “Integration” und Toleranz von/gegenüber Migranten/Flüchtlingen. Wie, so fragen wir Sie ernsthaft, können Sie erwarten, dass Bürger dieses Landes der praktizierten Flüchtlingspolitik offen gegenüberstehen, wenn diese - praktisch täglich, und nicht nur im ÖPNV! - Zeugen derartiger Gewalt, Verrohung und absoluter Verachtung und Verhöhnung unserer Gesetze und Gesellschaft, inclusive ihrer sogenannten “Werte”, werden müssen?"...
(Auszug aus dem Brief des STB-Betriebsrats an Ministerpräsident Bodo Ramelow)
Strecke gleiche einem „Schlachtfeld“
Demnach kommt es auf der Strecke Erfurt-Suhl-Meiningen regelmäßig zu „Szenen, welche aus einem Bürgerkriegsgebiet“ stammen könnten. An anderer Stelle ist vom „Schlachtfeld Fahrgastraum“ die Rede.
Bei Fahrscheinkontrollen würden die meist weiblichen Mitarbeiter in den Zügen sexistisch bedroht, angegriffen und angespuckt. Schläge und Tritte gehörten zur Tagesordnung. Auch die vorwiegend männlichen Lokführer seien Opfer dieser Angriffe. Aufgrund der Bedrohungen müsse man das Schwarzfahren „hilflos“ tolerieren.
Man rede nicht „über Ausnahmen oder die berühmt-berüchtigten Einzelfälle“. Vielmehr gehe es um „nahezu alltägliche Vorfälle“. Darüber hinaus würden die „Mitglieder dieser Personengruppe“ auf freier Strecke die Notbremsen ziehen.
Eine „junge zierliche Lokführerin“ wurde dadurch genötigt, im „Schlachtfeld Fahrgastraum“ technische Maßnahmen durchzuführen. Unter „Todesangst“ und in einem „stark durch menschliches Blut verunreinigten Triebwagen hat sie die Fahrt bis zum Bahnhof Suhl fortsetzen“ müssen.
In wilder Flucht über die Gleise
Eine andere Kollegin kam zwei von den Migranten stark belästigten Mädchen zu Hilfe. Daraufhin sei sie so sehr bedroht worden, daß sie nur in „wilder Flucht“ vor körperlicher Gewalt über die Gleise entkommen konnte. Auch bei anderen weiblichen Fahrgästen gebe es regelrechte „Jagdszenen der genannten Personengruppe“.
Man könnte die Aufzählung beliebig fortsetzen, heißt es in dem vierseitigen Brief. Auch der Einsatz eines Sicherheitsdienstes und das Rufen der Polizei würden nichts helfen. Die Täter hätten auch vor diesen Berufen keinerlei Respekt.
Selbst wenn sie einmal abgeführt würden, stünden sie bald darauf wieder im Zug, um ihre Fahrt ohne Ticket nach Suhl durchzusetzen.
In dem Schreiben fragt der Betriebsrat den Ministerpräsidenten: „Wie können Sie erwarten, dass Bürger dieses Landes der praktizierten Flüchtlingspolitik offen gegenüberstehen, wenn diese praktisch täglich – und nicht nur im ÖPNV! – Zeugen derartiger Gewalt, Verrohung und absoluter Verhöhnung und Verachtung unserer Gesetze und Gesellschaft, inklusive ihrer sogenannten ‘Werte’, werden müssen?“
Asylmigranten werden Zugregeln beigebracht
Daraufhin hatte das Thüringer Infrastrukturministerium in Absprache mit der Süd-Thüringen-Bahn und der Bundespolizei beschlossen, bis Ende des Jahres zusätzliche 336.000 Euro in die Sicherheit zu investieren, berichtet die Thüringer Allgemeine.
Im August wurde dann eine positive Zwischenbilanz gezogen. Es sei sicherer geworden.
Neben den Sicherheitsmaßnahmen werden den Asylmigranten in der Erstaufnahmeeinrichtung zudem die Regeln des Zugverkehrs nähergebracht.
Ende des Jahres soll eine Neubewertung der Sicherheitslage vorgenommen werden. Abhängig davon könnte die Finanzierung verlängert werden.
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